Durch „Tempt­a­ti­on Bund­ling“ gesun­de Gewohn­hei­ten attrak­ti­ver gestal­ten

Artikel teilen

Neben Charles Duhiggs „The Power of Habit“ gehört das Buch „Ato­mic Habits“ (deut­scher Titel: „Die 1%-Methode“) von James Clear zu den bekann­tes­ten Selbst­op­ti­mie­rungs­bü­chern, die sich mit dem The­ma Gewohn­hei­ten und dem Eta­blie­ren davon aus­ein­an­der­set­zen.

In bei­den Büchern geht es um blei­ben­de Ver­än­de­run­gen, nicht sofor­ti­ge (denn die­se hal­ten meist nicht). In Cle­ars Buch, das den Unter­ti­tel „Mini­ma­le Ver­än­de­rung, maxi­ma­le Wir­kung“ trägt, geht es vor allem dar­um, dass ganz klei­ne Ver­än­de­run­gen auf dem Weg zu einem bes­se­ren Ich mit gesün­de­ren Gewohn­hei­ten sehr viel bewir­ken kön­nen. Daher auch der Titel: Es geht dar­um, jeden Tag ledig­lich 1% von dem erziel­ten Ergeb­nis zu errei­chen – und am Ende hast du dann eine Gewohn­heit eta­bliert.

Die­se For­mel steckt hin­ter einer Gewohn­heit

Sowohl Duhigg als auch Clear gehen in ihren Büchern auf die For­mel ein, die hin­ter Gewohn­hei­ten steckt. Die­se haben wir in die­sem Bei­trag anhand von Duhiggs Buch bereits aus­führ­lich beschrie­ben. Doch hier noch ein­mal die Kurz­über­sicht:

Eine Gewohn­heit besteht aus einem Aus­lö­ser, einer Rou­ti­ne bzw. einer Ant­wort (auf den Aus­lö­ser) und schließ­lich noch einer Beloh­nung. Clear nennt im Gegen­satz zu Duhigg zwi­schen Aus­lö­ser und Rou­ti­ne noch einen wei­te­ren Schritt: das Ver­lan­gen, das eben zur Routine/Antwort führt. Bei ihm lau­tet die For­mel also Aus­lö­serVer­lan­gen - Ant­wortBeloh­nung.

Die sofor­ti­ge Beloh­nung ist logi­scher­wei­se das, was wir uns wün­schen und wes­we­gen sich Gewohn­hei­ten über­haupt fest­set­zen – und wes­we­gen wir auch teil­wei­se schäd­li­che haben (wie z. B. das Rau­chen – das ent­span­nen­de Gefühl ist da die Beloh­nung). Gewohn­hei­ten haben wirk­lich viel Macht über uns, denn sie funk­tio­nie­ren selbst dann, wenn wir wis­sen, dass sie uns lang­fris­tig scha­den. Posi­ti­ve Gewohn­hei­ten zu eta­blie­ren, die kei­ne sofor­ti­gen Ergeb­nis­se lie­fern (Bei­spiel: kör­per­li­che Fit­ness) ist also schwie­rig, weil wir es ohne die direkt greif­ba­re Beloh­nung schwer fin­den, uns dafür zu moti­vie­ren.

Clear gibt sei­nen Lesern aller­dings Tricks mit auf den Weg, um die klei­nen Ver­än­de­run­gen, um die es in sei­nem Buch geht, kon­se­quent täg­lich umzu­set­zen, damit sie sich dann auch irgend­wann zu Gewohn­hei­ten ent­fal­ten kön­nen, die einem nicht mehr schwer vor­kom­men. 

Zu sei­nen Tricks gehört u. a. etwas, das Tempt­a­ti­on Bund­ling heißt. 

Was ist Tempt­a­ti­on Bund­ling?

Tempt­a­ti­on heißt auf Deutsch Ver­su­chung und Bund­ling kann mit Bün­deln über­setzt wer­den. Der Begriff wird in der deut­schen Über­set­zung des Buchs auch mit dem Wort Bedürf­nis­kom­bi­na­ti­on beschrie­ben. Es geht im Grun­de dar­um, eher unat­trak­ti­ve Gewohn­hei­ten mit attrak­ti­ven zu kom­bi­nie­ren – dann ist man moti­vier­ter, sie zu machen.

Im Buch beschreibt Clear als Bei­spiel einen Infor­ma­tik­stu­den­ten namens Ronan Byr­ne, der ein sta­tio­nä­res Fahr­rad an sei­nen Lap­top kop­pel­te und es so ein­stell­te, dass er nur Net­flix schau­en konn­te, wenn er gleich­zei­tig auf dem Fahr­rad eine bestimm­te Geschwin­dig­keit fuhr. Wur­de er lang­sa­mer, mach­te Net­flix auto­ma­tisch Pau­se. Somit schaff­te er es, regel­mä­ßi­gen Sport als Gewohn­heit in sei­nen All­tag ein­zu­bau­en, indem er ihn mit einer bereits eta­blier­ten Gewohn­heit, die ihm Spaß mach­te, kom­bi­nier­te.

Es muss aber natür­lich nicht gleich so extrem sein. Ein paar ein­fa­che­re Ideen wären:

  • Dir einen lecke­ren Tee in dei­nem Lieb­lings­ca­fé nur dann holen, wenn du hin­spa­zierst, anstatt mit öffent­li­chem Ver­kehr oder dem Auto zu fah­ren.
  • Die neue Fol­ge dei­nes Lieb­lings­pod­casts nur dann hören, wenn du gleich­zei­tig den Abwasch machst.

Du kannst dir natür­lich die Kom­bi­na­tio­nen ein­fal­len las­sen, die auf dei­ne Vor­lie­ben, Bedürf­nis­se, Wün­sche und Zie­le ange­passt sind.

War­um funk­tio­niert das?

Din­ge, die wir ger­ne machen, schüt­ten in unse­rem Hirn den Neu­ro­trans­mit­ter Dopa­min aus. Von ihm hast du bestimmt schon gehört – er wird auch Glücks­hor­mon oder Boten­stoff des Glücks genannt.

Aller­dings wird Dopa­min auch dann schon aus­ge­schüt­tet, wenn man nur an die Beloh­nung denkt – also Vor­freu­de erlebt – wes­we­gen das Ver­lan­gen auf­kommt, bestimm­te Sachen zu tun, die zu der Beloh­nung füh­ren (z. B. etwas Süßes zu essen oder Net­flix zu schau­en). Da bei den erziel­ten Gewohn­hei­ten (wie bereits erwähnt) oft eine (offen­sicht­li­che) sofor­ti­ge Beloh­nung fehlt, kommt das Ver­lan­gen nicht so stark auf.

Mit Tempt­a­ti­on Bund­ling musst du auf die­se sofor­ti­ge Beloh­nung nicht ver­zich­ten und bist somit moti­vier­ter – gleich­zei­tig arbei­test du aber auch an den lang­fris­ti­gen Zie­len, die sich dann auf Dau­er als Gewohn­heit eta­blie­ren.

Irgend­wann freust du dich sogar auf die „unat­trak­ti­ve“ Gewohn­heit, die du machen „musst“, weil du weißt, dass du gleich­zei­tig die attrak­ti­ve Sache machen darfst – und dein Hirn schon Dopa­min aus­schüt­tet, wenn es dar­an denkt. Das bevor­ste­hen­de Glücks­ge­fühl wird in dei­nem Kopf dann auch mit der „unat­trak­ti­ven“ Sache ver­knüpft.

Zudem fühlst du dich dann auch nicht schul­dig, weil du z. B. Net­flix geschaut hast, anstatt Sport zu machen, was du dir eigent­lich vor­ge­nom­men hat­test. 

Fazit

Ja, es kann frus­trie­rend sein, nicht schnell dort anzu­kom­men, wo man sein will, doch auf lan­ge Sicht ist es die sinn­vol­le­re Wahl, sich auf nach­hal­ti­ge Ver­än­de­run­gen zu kon­zen­trie­ren – denn wie bereits gesagt, klappt es meist nicht, wenn man sich bloß schnel­le Ergeb­nis­se wünscht.

Tempt­a­ti­on Bund­ling ist des­we­gen eine hilf­rei­che Metho­de, dies bes­ser hin­zu­be­kom­men – und es dabei sogar zu genie­ßen! Kom­bi­nie­re ein­fach Akti­vi­tä­ten, auf die du weni­ger Lust hast, mit wel­chen, die du ger­ne regel­mä­ßig machst – und schon fängt dei­ne neue Gewohn­heit an, sich fest­zu­set­zen!

Abschlie­ßen­de Gedan­ken

Clear nennt in sei­nem Buch auch eini­ge ande­re hilf­rei­che Tipps (von denen sich eini­ge auch mit denen von Charles Duhigg decken/überschneiden), auf die wir hier nicht im Detail ein­ge­gan­gen sind. Zudem ver­deut­licht er, wes­halb sei­ne Tricks funk­tio­nie­ren, immer anhand von gut ver­ständ­li­chen Bei­spie­len. Es lohnt sich also auf jeden Fall, „Die 1%-Methode“ mal gele­sen zu haben!

Wir hof­fen trotz­dem, dass dir die­ser klei­ne Über­blick über die Metho­de des Tempt­a­ti­on Bund­ling schon mal etwas gebracht hat und es dir in Zukunft erleich­tern wird, neue Gewohn­hei­ten zu eta­blie­ren.

Clear, James (2018): Ato­mic Habits. Duhigg, Charles (2012): The Power of Habit. https://jamesclear.com/temptation-bundling https://www.40iron.de/rezensionen/atomic-habits/ https://www.youtube.com/watch?v=iFtqudy39sA https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2016/news-im-august-2016/dopamin-weit-mehr-als-nur-der-botenstoff-des-gluecks/
spot_img

Auch lesenswert

Intui­ti­ves Essen: Die 10 Prin­zi­pi­en

Hast du eine komplizierte Haltung zu Essen? Hast du es satt, Kalorien zu zählen und trotzdem nicht zufrieden mit deinem Körper zu sein? Vielleicht kann dir vielleicht dieser Beitrag dabei helfen, deine Beziehung zu Essen zu heilen und endlich Frieden mit deinem Körper zu schließen. Wir stellen dir das Konzept des intuitiven Essens sowie seine 10 Leitprinzipien vor.

Kai­zen: Die japa­ni­sche Phi­lo­so­phie für ein erfüll­te­res Leben

Kennst du den Begriff „Kaizen“ schon? Der Grundgedanke dieser japanischen...

Die­se Akti­vi­tä­ten schüt­ten Glücks­hor­mo­ne aus

In diesem Beitrag findest du ein paar im Alltag leicht umsetzbare Tipps, um die Produktion von sogenannten "Glückshormonen" in deinem Körper anzukurbeln und dich somit besser zu fühlen!

So kannst du dei­ne Moti­va­ti­on stei­gern

Hast du dich schon mal gefragt, warum du es oft nicht schaffst, motiviert zu bleiben – auch wenn du weißt, dass du etwas tun musst? Mit den Informationen in diesem Beitrag gelingt es dir vielleicht, endlich mal was daran zu ändern und mehr Motivation für alle möglichen Aufgaben in deinem Leben zu finden.

War­um wir immer unter­schät­zen, wie lan­ge etwas dau­ern wird

Es steht mal wieder eine Deadline an und die Zeit wird knapp - wie immer, obwohl du dir jedes Mal vornimmst, besser zu planen und dir mehr Zeit zu lassen. Warum kriegst du das nie hin? Wir haben möglicherweise die Antwort - und ein paar Lösungen - für dich!

So kannst du neue Gewohn­hei­ten effek­tiv eta­blie­ren (und alte los­wer­den)

Findest du es schwer, gesunde Gewohnheiten langfristig beizubehalten? Finde in diesem Beitrag heraus, wie du sie nachhaltig etablieren kannst - und wie du deine schädlichen Gewohnheiten loswirst!
- Advertisement -spot_img