„Decis­i­on Fati­gue“: Was ist das und was kann ich dage­gen tun? 6 Tipps

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Was ist Decis­i­on Fati­gue?

Decis­i­on Fati­gue ist ein eng­li­scher Begriff aus der Psy­cho­lo­gie, der über­setzt Ent­schei­dungs­mü­dig­keit heißt und das Phä­no­men beschreibt, dass das Tref­fen von vie­len Ent­schei­dun­gen zu Ermü­dung und Erschöp­fung führt – und somit auch dazu, dass wir „schlech­te­re“ Ent­schei­dun­gen tref­fen.

Jeder Mensch trifft am Tag tau­sen­de Ent­schei­dun­gen – vie­le davon ganz klei­ne und unter­be­wuss­te. Dazu gehört alles von „Soll ich noch­mal auf die Schlum­mer­tas­te drü­cken?“ über „Was zie­he ich an?“ bis hin zu „Soll ich den Abwasch direkt machen oder erst noch fünf Minu­ten am Ess­tisch sit­zen blei­ben?“

Auch wenn All­tags­ent­schei­dun­gen oft schnell getrof­fen sind und einem völ­lig nor­mal vor­kom­men, lau­fen im Hin­ter­grund trotz­dem jedes Mal kogni­ti­ve Pro­zes­se ab, die sich auf Dau­er anhäu­fen und uns anstren­gen (auch wenn wir es nicht bewusst so wahr­neh­men). Das führt des­we­gen im Lau­fe des Tages immer mehr zu die­ser Ent­schei­dungs­mü­dig­keit.

Selbst Ent­schei­dun­gen dar­über, wie wir unse­re Frei­zeit ver­brin­gen möch­ten (was eigent­lich eine schö­ne, ent­span­nen­de Zeit sein soll), stren­gen uns an – und in der heu­ti­gen Zeit ist das alles viel extre­mer, weil wir in die­ser digi­ta­len Welt einen Über­fluss an Optio­nen haben (Apps, Strea­ming­diens­te uvm.), der uns total über­for­dern kann.

Falls du dich also oft erschöpft, aus­ge­laugt oder men­tal ange­strengt fühlst und dei­ne Kon­zen­tra­ti­ons- und Ent­schei­dungs­fä­hig­keit nach­lässt, kann es sein, dass Decis­i­on Fati­gue (eine Art kogni­ti­ve Ver­zer­rung) ein Grund dafür ist.

Wie beein­flusst uns die­ses Phä­no­men?

Wenn wir uns erschöpft füh­len, ver­sucht unser Gehirn, Kraft zu spa­ren und trifft des­we­gen im Lau­fe der Zeit oder im Lau­fe des Tages zuneh­mend „schlech­te­re“ (oder gar kei­ne) Ent­schei­dun­gen – weil es zu Abkür­zun­gen (soge­nann­ten heu­ris­ti­schen Ent­schei­dungs­me­cha­nis­men) greift, um mög­lichst wenig Ener­gie zu ver­brau­chen.

Zu die­sen kogni­ti­ven Abkür­zun­gen gehö­ren das Ver­mei­den oder Auf­schie­ben von Ent­schei­dun­gen, das impul­si­ve Tref­fen von Ent­schei­dun­gen (z. B. Impuls­käu­fe) sowie lan­ges Zögern oder Unent­schlos­sen­heit. All dies führt letzt­end­lich dazu, dass wir womög­lich anders han­deln, als wir es eigent­lich ger­ne wür­den, unzu­frie­den sind oder ein­fach noch gestress­ter – weil wir z. B. eine hal­be Stun­de hin- und her­über­legt haben, was wir abends kochen soll­ten, und letzt­end­lich doch etwas bestellt haben, obwohl es weni­ger gesund und teu­rer war, als wir eigent­lich woll­ten.

Kom­men dir die­se Pro­ble­me bekannt vor?

Die gute Nach­richt ist: Du weißt jetzt Bescheid, war­um das pas­siert und kannst somit etwas dage­gen tun. Fol­gen­de Tipps kön­nen dabei hel­fen:

Tipps gegen die Ent­schei­dungs­mü­dig­keit

1. Wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen frü­her am Tag tref­fen

Da die Ansamm­lung von Ent­schei­dun­gen den Tag über zu mehr Erschöp­fung führt, ist es logisch, dass wir mor­gens, nach­dem wir uns eine Nacht lang erholt haben, gedank­lich fri­scher sind. Dem­zu­fol­ge ist es sinn­voll, wich­ti­ge oder gro­ße Ent­schei­dun­gen eher frü­her am Tag zu tref­fen – und des­we­gen ist der Rat „Eine Nacht dar­über schla­fen“ tat­säch­lich ein guter.

Wenn du nach­mit­tags oder abends merkst, dass dei­ne Ent­schei­dungs­fä­hig­keit und Kon­zen­tra­ti­on nach­lässt und es dir mög­lich ist, wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen auf den nächs­ten Tag zu ver­schie­ben, dann tu dies ger­ne auch mal bewusst (schrei­be es dir viel­leicht auch auf, damit du weißt, dass du es fürs Ers­te ver­ges­sen kannst) und genie­ße dann die Erho­lung bis dahin.

2. Pla­nung und Vor­be­rei­tung

Pla­ne dei­nen nächs­ten Arbeits­tag schon am Vor­tag, wäh­rend du im Arbeits­flow bist – dann musst du am nächs­ten Mor­gen nicht gleich schon ewig über­le­gen, was du zu tun hast und wie du den Tag struk­tu­rierst.

Schrei­be auch bei­spiels­wei­se im Vor­aus Ein­kaufs­lis­ten, wenn du dich gedank­lich noch frisch fühlst, damit du im Super­markt nicht noch ewig über­le­gen musst, was du brauchst. Berei­te auch Essen für die Woche am Wochen­en­de wei­test­ge­hend vor, Früh­stück z. B. am Vor­abend und lege z. B. auch dei­ne Klei­der für den nächs­ten Tag schon raus, damit du nicht mor­gens gleich mit ganz vie­len Ent­schei­dun­gen kon­fron­tiert bist. Lege dei­ne Sport­klei­dung für den Abend schon bereit, damit du moti­vier­ter bist, ihn zu machen, anstatt dann doch noch zu hin­ter­fra­gen, ob du wirk­lich willst.

Zusam­men­fas­send: Über­le­ge dir, an wel­chen Stel­len in dei­nem Leben du dir durch ein wenig Vor­be­rei­tung Ent­schei­dun­gen erleich­tern oder abneh­men kannst – und fan­ge an, das nach und nach umzu­set­zen. Bald wer­den die­se Ver­än­de­run­gen zur Rou­ti­ne und neh­men dann viel weni­ger Kraft in Anspruch, weil Gewohn­hei­ten auto­ma­tisch ablau­fen – wie das Zäh­ne­put­zen, das man jeden Abend macht.

3. Auch mal die Ver­ant­wor­tung abge­ben

Auch wenn der inne­re Per­fek­tio­nist es nicht immer zulas­sen will: Die Ver­ant­wor­tung für man­che Ent­schei­dun­gen abzu­ge­ben, kann uns viel men­ta­le Kraft spa­ren. Du kannst dei­ne Fami­lie, Mit­be­woh­ner, Freun­de, Kol­le­gen usw. auch all­täg­li­che Ent­schei­dun­gen (wie z. B. was es zu essen geben soll, wel­che Musik lau­fen soll usw.) über­neh­men las­sen. Eben­so kannst du ande­re auch um Hil­fe, Rat oder ein­fach eine Außen­per­spek­ti­ve bit­ten, wenn du dich mit einer Ent­schei­dung schwer­tust.

Wenn du allei­ne bist, pro­bie­re doch viel­leicht mal die­sen Münz­wurf-Trick aus, um das lan­ge Über­le­gen bei rela­tiv unwich­ti­gen Ent­schei­dun­gen absicht­lich zu umge­hen (und nicht, weil du die Ent­schei­dung auf­schiebst oder ver­drängst!).

Für grö­ße­re Ent­schei­dun­gen, die kei­nen wirk­li­chen Zeit­druck haben, kannst du dir selbst Dead­lines set­zen und dir sagen, „Ab dem Zeit­punkt will ich nicht mehr dar­über nach­den­ken, des­we­gen wer­de ich es bis dahin ent­schei­den.“ Über­le­ge dir viel­leicht noch eine Beloh­nung dafür, um dich noch mehr zu moti­vie­ren.

4. Mini­ma­lis­ti­scher leben

Wenn weni­ger Din­ge und Akti­vi­tä­ten dei­ne Zeit und Auf­merk­sam­keit in Anspruch neh­men, musst du auch weni­ger Ent­schei­dun­gen tref­fen. Falls es für dich also umsetz­bar ist, ver­su­che doch ger­ne, ein paar der über­flüs­si­gen Din­ge aus dei­nem Leben zu strei­chen – viel­leicht die, die dir sowie­so kei­ne wirk­li­che Freu­de oder einen Mehr­wert brin­gen.

Tipps, um dein Leben auf das Wesent­li­che zu kon­zen­trie­ren und somit ent­spann­ter zu sein, fin­dest du in die­sem Bei­trag!

5. Dich mit dei­nen Ent­schei­dun­gen zufrie­den­ge­ben

Übri­gens trägt auch das Hin­ter­fra­gen von bereits getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen zu Decis­i­on Fati­gue bei – wenn du also merkst, dass du dies tust, ver­su­che, damit auf­zu­hö­ren – denn sonst lei­dest du nur zwei­mal. Wer­den dir hin­ter­fra­gen­de Gedan­ken zu Ent­schei­dun­gen, die in der Ver­gan­gen­heit lie­gen, bewusst, kannst du ver­su­chen, sie los­zu­las­sen oder zu reframen

Ver­su­che, dir ins­ge­samt weni­ger Druck zu machen – es kann auch nicht jede Ent­schei­dung die per­fek­te sein, doch das ist in Ord­nung. Im Nor­mal­fall sind die Kon­se­quen­zen nicht gra­vie­rend und man lernt dar­aus! Die Ener­gie, die du beim Hin­ter­fra­gen und Grü­beln ver­brauchst, kannst du dir spa­ren!

6. Erho­lung in den All­tag ein­bau­en

Egal, wie sehr man ver­sucht, sie zu redu­zie­ren: Ent­schei­dun­gen gehö­ren nun mal zum Leben. Gera­de wenn man also vie­le tref­fen muss, die man sich z. B. nicht durch Pla­nung oder Vor­be­rei­tung erleich­tern kann, soll­te man sich bewusst Pau­sen in den Tag ein­bau­en, um zwi­schen­durch immer mal wie­der ein biss­chen neue Ener­gie zu tan­ken – am bes­ten bevor man kom­plett über­wäl­tigt und aus­ge­laugt ist und am bes­ten ohne Ablen­kun­gen (z. B. Han­dy).

So etwas wie eine Ent­schleu­ni­gungs- oder Acht­sam­keits­übun­gen kön­nen in Pau­sen sinn­voll sein – oder auch ein­fach vor die Tür zu gehen. Danach fühlt man sich eher erfrischt, als wenn man nur ein paar Minu­ten durch sozia­le Medi­en scrollt und danach genau­so über­for­dert ist wie davor.

Noch inter­es­sant:

Decis­i­on Fati­gue ist ein Grund, wes­halb Super­märk­te Scho­ko­rie­gel und ande­re Süßig­kei­ten an der Kas­se plat­zie­ren: Nach­dem man im Lau­fe des Ein­kau­fens alle mög­li­chen Ent­schei­dun­gen tref­fen muss­te, bleibt am Ende weni­ger Wil­lens­kraft übrig und man ten­diert eher zu Impuls­käu­fen. Da Zucker auch ein schnel­ler Ener­gie­lie­fe­rant ist, wird die Ver­su­chung noch grö­ßer, da der Kör­per Ener­gie will – doch der kurz­fris­ti­ge Ener­gie­schub hält nicht lang­fris­tig an und das ist somit auch nicht die sinn­volls­te Ent­schei­dung. Wenn du die­ses Pro­blem also oft hast, denkst du viel­leicht nächs­tes Mal, wenn du an der Kas­se bist und nach einer Süßig­keit grei­fen möch­test, an die­ses Phä­no­men – und kannst dich dann eher zurück­hal­ten!

Außer­dem ist Decis­i­on Fati­gue der Grund, wes­halb Ste­ve Jobs immer die Jeans und den schwar­zen Roll­kra­gen­pull­over trug, die zu sei­nem Mar­ken­zei­chen wur­den: Er wuss­te über das Phä­no­men Bescheid und woll­te sei­ne täg­li­chen Ent­schei­dun­gen redu­zie­ren, um sei­ne Pro­duk­ti­vi­tät zu stei­gern – indem er ein­fach immer das­sel­be trug und kei­ne Zeit und Ener­gie damit ver­brin­gen muss­te, etwas aus­zu­su­chen. Und wir wis­sen ja alle, was Ste­ve Jobs alles so erreicht hat! Er ist auch nicht der Ein­zi­ge – u. a. trug auch Ein­stein jeden Tag das­sel­be, und Oba­ma trug aus die­sem Grund im Amt immer nur graue oder blaue Anzü­ge. Natür­lich muss das nicht jeder so extrem machen, doch dar­an erkennt man, dass es wirk­lich wir­kungs­voll sein kann, etwas gegen sei­ne Decis­i­on Fati­gue zu unter­neh­men!

https://www.ama-assn.org/delivering-care/public-health/what-doctors-wish-patients-knew-about-decision-fatigue https://en.wikipedia.org/wiki/Decision_fatigue https://www.medicalnewstoday.com/articles/decision-fatigue#how-to-combat-it https://www.gruender.de/leadership-management/decision-fatigue/ https://www.fastcompany.com/3026265/always-wear-the-same-suit-obamas-presidential-productivity-secrets https://medium.com/publishous/einstein-rarely-changed-his-clothes-82611052c41c https://www.emotion.de/psychologie/decision-fatigue
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