Möchtest du gerne neue Gewohnheiten in deinem Leben etablieren – vielleicht, um dein Leben gesünder, stressfreier oder produktiver zu gestalten? Findest du es aber schwer, Gewohnheiten langfristig beizubehalten? Vielleicht bist du am Anfang total motiviert, verlierst aber schnell die Lust und gibst auf – auch wenn du weißt, dass es dir guttun würde, dranzubleiben.
Vielleicht möchtest du auch schädliche Gewohnheiten loswerden und bist auch hier anfangs total motiviert, doch es hält nie an und du verlierst noch mehr an Motivation, weil du immer wieder enttäuscht von dir bist.
Wenn dir das alles bekannt vorkommt, bist du hier an der richtigen Stelle. Wir geben dir ein paar Impulse mit auf den Weg zu deinem gesünderen, zufriedeneren Ich.
Der „Habit-Loop“
Im berühmten Buch „The Power of Habit“ von Charles Duhigg, in dem er (wie der Name schon sagt) die Macht der Gewohnheiten erläutert, beschreibt er eine ganz einfache Formel, die jede Gewohnheit beschreibt. Diese heißt „Habit-Loop“ oder Gewohnheitsschleife. Und sie sieht so aus:
Auslöser – Routine – Belohnung
Jede Gewohnheit beginnt mit einem Auslöser. Dieser ist etwas Externes, dass dir signalisiert, dass du handeln sollst.
Beispiele: Der Ton einer Handy-Benachrichtigung; die Zahnbürste, die du morgens oder abends im Bad siehst; die Kaffeemaschine in der Küche.
Darauf folgt dann die Routine. Du führst die Handlung durch, die mit dem Auslöser verbunden ist. Diese geschieht relativ automatisch und ohne viel mentale Energie.
Beispiele: Benachrichtigung ansehen; Zähne putzen; Kaffee machen.
Zum Schluss kommt dann die Belohnung als Ergebnis der Handlung.
Beispiele: Ablenkung von der Arbeit oder eine Benachrichtigung, die der Freude bringt (schöne Nachricht, neues Like usw.); Frischegefühl im Mund sowie Entspannung, da das Zähneputzen erledigt ist; frischen Kaffee haben.
Diese Schleife hat sich über eine lange Zeit eingespielt und ist somit sehr stark verinnerlicht. Aus dem Grund kann es schwer sein, bestimmte Gewohnheiten abzulegen – und es ist auch schwer, neue anzulegen, weil es eben eine gewisse Zeit und vor allem Regelmäßigkeit braucht, bis eine neue Aktivität, die man sonst nicht gemacht hat und die (noch) nicht zur eigenen Routine gehört, tatsächlich zur Gewohnheit wird.
Doch die von Duhigg beschriebene Formel kann man sich zu Nutze machen.
Neue Gewohnheiten etablieren
Schritt 1: Es lässt sich ableiten, dass man für eine neue Gewohnheit erst einmal einen Auslöser etablieren und in seinen Alltag einbauen muss, sodass man ihn regelmäßig oder zu dem gewünschten Zeitpunkt wahrnimmt.
Beispiele: Du möchtest Sport in deine Morgenroutine einbauen. Du könntest deine Sportkleidung am Vortag rauslegen, sodass du sie am nächsten Morgen siehst und nicht lange überlegen musst.
Oder vielleicht möchtest du anfangen, nach dem Aufstehen ein Glas Zitronenwasser zu trinken. Schreibe dir vielleicht als Auslöser einen Zettel, auf dem „Zitronenwasser“ steht, und lege ihn auf deinen Nachttisch oder neben deinen Wecker. Ziehst du das dann eine Weile durch, wirst du den Zettel irgendwann gar nicht mehr brauchen.
Schritt 2: Die Routine. Diese führst du dann einfach durch – doch gerade am Anfang benötigt es ein wenig Überwindung, bis sie zum Automatismus wird. Hilfreich kann sein, sie sich durch ein wenig Vorbereitung so einfach und wenig aufwendig wie möglich zu machen – dann wird man sie auch eher machen wollen.
Beispiele: Die Idee mit den Sportkleidern funktioniert hier schon gut, weil man sich morgens die Zeit und Energie spart, die benötigt wird, um die Kleider erstmal rauszusuchen.
Was das Zitronenwasser angeht, könntest du es am Vortag schon vorbereiten und im Kühlschrank lagern (vielleicht sogar in einer Flasche, die für ein paar Tage reicht). Dann musst du es am Morgen lediglich rausholen und ggf. in ein Glas füllen.
Schritt 3: Das Beste an dieser Schleife ist natürlich die Belohnung, denn sie ist der Grund, weshalb man überhaupt Gewohnheiten etablieren möchte. Doch wenn das erwünschte Ergebnis erst irgendwann in der Zukunft liegt (z. B. insgesamt fitter sein), kann es manchmal schwer sein, dranzubleiben, weil man keine sofortige Belohnung hat und reine Willenskraft nicht ausreicht. Deswegen ist es hilfreich, sich im Voraus Gedanken darüber zu machen, was für sofortige Belohnungen es für eine bestimmte Gewohnheit geben könnte – und sich diese immer wieder vor Augen zu führen. Das führt zu mehr Motivation und wenn sich die Gewohnheit langsam einpendelt, wird man beginnen, sie zu antizipieren und sich tatsächlich darauf zu freuen.
Beispiele: Du erhoffst dir vom Sport auf Dauer vielleicht verbesserte körperliche Fitness, doch eine sofortige Belohnung könnten die Endorphine, die ausgeschüttet werden, sein – oder der Selbstwert-Boost nach dem Sport, weil du stolz auf dich bist.
Beim Zitronenwasser könnte die Belohnung (neben den nachhaltigen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit) sein, dass du dich danach erfrischter und wacher fühlst.
Für neue Gewohnheiten ist vor allem wichtig zu erkennen, dass es diese Gewohnheitsschleife gibt, denn dann kann man sie nutzen.
Man kann dieses Wissen genauso nutzen, um schädliche Gewohnheiten loszuwerden (oder auch einfach Gewohnheiten, die man mehr haben möchte). Und zwar so:
Alte Gewohnheiten loswerden
Es ist gar nicht so kompliziert, wie man vielleicht denkt. Im Prinzip muss man nur eine Sache anders machen, um Gewohnheiten abzuschaffen:
Auslöser und Belohnung bleiben gleich. Lediglich die Routine muss geändert werden.
Der Grund, weshalb wir eine Handlung durchführen, ist die Belohnung. Doch wenn die Gewohnheit etwas Schädliches ist, wie beispielsweise Rauchen oder übermäßiger Zuckerkonsum, ist es sinnvoll, sie zu ändern. Das ist allerdings schwer, denn die Gewohnheit läuft erstens sehr automatisch ab und zweitens hat man ein Verlangen nach dieser Belohnung entwickelt, das man nur schwer wieder loswird.
Deswegen kann man versuchen, zum selben Ergebnis zu kommen – aber eben durch eine alternative Routine! Wichtig ist auch hier, die Schleife zu erkennen und sich erstens über seine Auslöser bewusst zu sein und zweitens darüber, was genau die Belohnung ist, die man erzielt.
Bleiben wir also gleich mal bei den Beispielen vom Rauchen und vom Zuckerkonsum, um dies zu verdeutlichen.
Ist dein Auslöser fürs Rauchen beispielsweise der Weg zur Bushaltestelle und ist die Belohnung einerseits die Zeitvertreibung und andererseits die Entspannung, könntest du zum Beispiel einen Tee mitnehmen. Dieser beschäftigt deine Hände und entspannt dich ebenfalls.
Ist dein Auslöser dafür eine Pause im Arbeitstag und ist die Belohnung einerseits, dass du vom Schreibtisch aufstehen darfst und andererseits wieder die Entspannung, kannst du eine Runde an die frische Luft gehen oder beispielsweise ein paar Liegestütze oder Entspannungstechniken machen.
Ist dein Auslöser für einen zuckerhaltigen Snack, dass das Essen vorbei ist und du normalerweise Nachtisch isst und ist deine Belohnung, dass du den süßen Geschmack und außerdem den kleinen Energieschub magst, dann greife stattdessen zu etwas Obst oder ein paar Datteln, vielleicht mit etwas Nussmus und Zimt. Sie sind ebenfalls süß und der Energieschub hält länger an, weil diese Zutaten komplexe Kohlenhydrate enthalten im Vergleich zu den einfachen, die in typischen süßen Snacks wie Schokoriegel oder Gummibärchen stecken.
Es geht darum, das Verlangen umzuleiten und nicht zu unterdrücken – denn das Ignorieren oder Verdrängen funktioniert meist nicht so gut und dann scheiterst du, machst dich dafür runter und verlierst noch mehr an Motivation.
Natürlich sind diese Routinen am Anfang nicht so befriedigend wie die bekannten, doch mit der Zeit entwickelt dein Körper stattdessen ein Verlangen nach den neuen, weil sie zur Gewohnheit werden.
Um dir das zu erleichtern, ist es auch hier sinnvoll zu planen und den Aufwand so zu verringern. Bereite deinen Tee in einer Thermoskanne frühzeitig vor, damit du ihn auf dem Weg zur Tür raus mitnimmst anstatt es doch nicht zu tun, weil du Zeitstress hast. Schreibe dir eine Entspannungstechnik auf einen Zettel, den du in deiner Pause schnell findest. Packe dir gesunde Snacks am Vortag oder Morgen ein und schneide dein Obst z. B. vor, damit du es nicht noch schälen oder schneiden musst. Wenn du es schon verzehrfertig dabeihast, isst du es eher, anstatt doch zu etwas Schnellerem zu greifen. Überlege dir, was dich von deiner neuen Routine abhalten könnte, und plane entsprechend.
Dieser Ansatz funktioniert viel besser als zu versuchen, dich nur durch Willenskraft von einem Verhalten abzuhalten. Der Fokus liegt darauf, neue, gesunde Gewohnheiten zu etablieren, die dann nach und nach automatisch die alten ersetzen. Dadurch hast du nicht so sehr das Gefühl, dass dir etwas fehlt oder du stark eingeschränkt bist.
Abschließende Tipps
Fang klein an
Nehme dir nicht gleich zu viel vor, sonst überforderst du dich und verlierst an Motivation, weil deine Ziele nicht realistisch umsetzbar sind. Fokussiere dich z. B. auf eine neue Gewohnheit auf einmal und gestalte sie so, dass sie machbar ist.
Wenn du gerne jeden Morgen Sport machen möchtest, nimm ihn dir vielleicht erstmal nur an ein paar Tagen in der Woche vor, und nicht direkt an jedem. Gewöhne dich langsam dran und du wirst irgendwann beginnen, ihn machen zu wollen.
Wenn du beispielsweise mit Journaling anfangen möchtest, nimm dir z. B. erstmal vor, es immer nur für 1 oder 2 Minuten zu machen. Das kommt dir nicht so viel vor und dann machst du es eher – und irgendwann schaffst du es für einen längeren Zeitraum (und freust dich auch drauf!).
Oder probier es mal mit der Methode des Temptation Bundling!
Mach dir nicht zu viel Druck
Beständigkeit ist wichtiger als Perfektion!
Du musst nicht gleich alles perfekt hinbekommen; du darfst auch Fehler machen und du darfst die Gewohnheit auch mal vergessen oder einen kleinen Rückfall haben. Wichtig ist, dass du beim nächsten Mal weitermachst und dich nicht davon runterziehen lässt. Kleine Abweichungen werden deinen Fortschritt nicht gleich ruinieren, deswegen achte darauf, dass du nicht in dieses „Alles oder nichts“-Mindset fällst.
Feier deine Erfolge
Sei ruhig stolz auf dich und feier dich jedes Mal, wenn du etwas schaffst! Kleine Erfolge sind viel wert. Vielleicht hilft es auch, die Gewohnheiten zu Beginn immer schriftlich abzuhaken, damit du deinen Fortschritt siehst. Aber auch hier: Mache dich nicht dafür fertig, wenn es dir mal nicht gelingt.
Wenn du möchtest: Rede mit Leuten darüber
Sie können dir beim Brainstormen von neuen Routinen helfen, dich zur Rechenschaft ziehen und dir deine Erfolge aus einer Außenperspektive heraus bestätigen. Vielleicht findest du ja auch Menschen in deinem Leben, die ebenfalls neue Gewohnheiten etablieren wollen, und ihr könnt sie gemeinsam angehen und euch immer darüber austauschen – das motiviert auch sehr!
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