Funk­tio­nie­ren posi­ti­ve Affir­ma­tio­nen wirk­lich? Der Wahr­heits­ef­fekt erklärt

Artikel teilen

Was sind Affir­ma­tio­nen und wozu die­nen sie?

Du hast bestimmt auch schon oft gehört, dass posi­ti­ve Affir­ma­tio­nen – also posi­tiv for­mu­lier­te Aus­sa­gen oder Sät­ze über einen selbst, von denen man sich über­zeu­gen möch­te – das Mind­set und Selbst­bild ver­bes­sern sol­len, wenn man sie oft wie­der­holt. Dies ist eine weit ver­brei­te­te Tech­nik – denn vie­le von uns haben einen nied­ri­gen Selbst­wert oder tief ver­in­ner­lich­te nega­ti­ve Glau­bens­sät­ze über uns selbst.

Die­se in uns exis­tie­ren­den Glau­bens­sät­ze sind schäd­lich, füh­ren zu betrüb­ter Lau­ne und nied­ri­gem Selbst­be­wus­stein, und beein­flus­sen unser Han­deln und Den­ken. Dem­zu­fol­ge ist es kei­ne schlech­te Idee, etwas an ihnen zu ändern. Die bes­te Metho­de, um etwas los­zu­wer­den, ist, es mit etwas Neu­em zu erset­zen – in die­sem Fall also mit den posi­ti­ven Affir­ma­tio­nen, von denen wir uns erhof­fen, dass sie irgend­wann zu unse­ren Glau­bens­sät­zen wer­den. Man kann näm­lich nicht unbe­dingt ein­fach auf­hö­ren, etwas zu den­ken – doch man kann ver­su­chen, es nach und nach zu erset­zen.

Falls du noch nicht genau weißt, was genau damit gemeint ist: Typi­sche Bei­spie­le für sol­che Affir­ma­tio­nen, die man wie Man­tras immer und immer wie­der­ho­len soll, sind zum Bei­spiel „Alles wird gut“, „Ich kann das schaf­fen“, „Ich bin selbst­be­wusst“ uvm.

War­um sind Affir­ma­tio­nen hilf­reich?

Mit die­ser Tech­nik steckt man sei­ne Kraft in etwas Posi­ti­ves. Anstatt sich Druck zu machen, unbe­dingt sei­ne nega­ti­ven Glau­bens­sät­ze los­wer­den zu müs­sen und dar­über zu grü­beln, dass man sie hat, kann man sich statt­des­sen ein­fach ent­schei­den, mehr posi­ti­ve Glau­bens­sät­ze ein­zu­füh­ren. Anstatt etwas auf Zwang ver­drän­gen zu wol­len, gewinnt man etwas Neu­es dazu – und das kann viel­leicht irgend­wann auto­ma­tisch die Nega­ti­vi­tät besie­gen.

War­um funk­tio­nie­ren Affir­ma­tio­nen oft nicht?

Es ist schwie­rig, wenn man sein gan­zes Leben lang (oder zumin­dest seit lan­ger Zeit) auf eine bestim­me Art und Wei­se über sich denkt. Es ist nicht ein­fach, sol­chen grund­lie­gen­den Über­zeu­gun­gen weni­ger Beach­tung zu schen­ken und zu ver­su­chen, sich von etwas ganz ande­rem – viel­leicht sogar Gegen­tei­li­gem – zu über­zeu­gen.

Aus die­sem Grund schei­tern wahr­schein­lich vie­le an die­ser Tech­nik – weil sie kei­ne sofor­ti­ge Ver­än­de­run­gen spü­ren oder bemer­ken und dann unge­dul­dig wer­den. Sie den­ken, es lohnt sich nicht, das mit den Affir­ma­tio­nen durch­zu­zie­hen – sie immer und immer zu wie­der­ho­len, schein­bar ohne die ver­spro­che­nen Ergeb­nis­se. Sie wer­den frus­triert, weil sie möch­ten, dass die Affir­ma­tio­nen schnel­ler wirken…und dann geben sie auf.

Wie kann man dafür sor­gen, dass sie klap­pen?

Bleibt man kon­se­quent dran, kön­nen Affir­ma­tio­nen tat­säch­lich funk­tio­nie­ren! Das beweist näm­lich der soge­nann­te Wahr­heits­ef­fekt.

Der Wahr­heits­ef­fekt

Der Wahr­heits­ef­fekt (auf Eng­lisch Illu­so­ry Truth Effect) ist eine kogni­ti­ve Ver­zer­rung oder ein Bias und besagt, dass man Aus­sa­gen, die man schon ein­mal oder schon wie­der­hol­te Male gehört hat, eher Wahr­heits­ge­halt zuspricht als neu­en Infor­ma­tio­nen – also sie eher glaubt. 

Der Mensch glaubt ger­ne Din­ge, die zu dem pas­sen, was er bereits im Kopf hat (auch wenn dies unbe­wusst ist). Das ist eine gedank­li­che Abkür­zung, die unser Gehirn aus­führt, weil sie es uns erleich­tern soll, den Über­fluss an Infor­ma­tio­nen und Rei­zen zu ver­ar­bei­ten und inter­pre­tie­ren, die jeden Tag auf uns ein­pras­seln – denn sonst könn­ten wir unmög­lich damit klar­kom­men. Wenn wir etwas wie­der­holt gehört haben, kön­nen wir es schnel­ler auf­neh­men und ver­ar­bei­ten.

Die­se kogni­ti­ve Ver­zer­rung kann im nega­ti­ven Sin­ne aus­ge­nutzt wer­den – bei­spiels­wei­se von Medi­en oder Poli­ti­kern, die fal­sche Infor­ma­tio­nen ver­brei­ten – doch sie kann auch posi­tiv genutzt wer­den.

Wie man sich den Wahr­heits­ef­fekt zu Nut­ze macht

Wir kön­nen uns die­sen Bias im posi­ti­ven Sin­ne zu Nut­ze machen, indem wir uns sozu­sa­gen aus­trick­sen, das zu glau­ben, was wir glau­ben wol­len. Der Effekt läuft, wie die meis­ten kogni­ti­ven Ver­zer­run­gen, nor­ma­ler­wei­se unbe­wusst ab – doch da wir nun wis­sen, dass es ihn gibt und er funk­tio­niert (zahl­rei­che Expe­ri­men­te haben das schon bewie­sen, das ers­te Mal im Jah­re 1977) ist es eigent­lich immer nur eine Fra­ge der Zeit, bis sich Affir­ma­tio­nen fes­ti­gen.


Wir müs­sen ein­fach nur durch­hal­ten – uns wert­vol­le Affir­ma­tio­nen aus­den­ken, die wir wirk­lich glau­ben wol­len, und die­se dann immer wie­der wie­der­ho­len (viel­leicht in unse­re Mor­gen- oder Abend­rou­ti­ne ein­bau­en) und uns vor Augen füh­ren. Unse­re natür­li­chen Denk­mus­ter küm­mern sich dann um den Rest, und irgend­wann glau­ben wir uns tat­säch­lich selbst – und unser Den­ken, Han­deln und Emp­fin­den reflek­tiert das dann auch auto­ma­tisch. Wir han­deln eher im Ein­klang mit unse­rer sich ver­bes­sern­den Grund­ein­stel­lung und füh­len uns aus­ge­gli­che­ner, glück­li­cher und selbst­be­wuss­ter.

Abschlie­ßen­de Gedan­ken und Tipps

Wir kön­nen die Wir­kung die­ser „Man­tras“ außer­dem ver­stär­ken, indem wir sie bewusst und acht­sam wie­der­ho­len. Wenn man die Sät­ze jeden Tag ein­fach nur run­ter­rat­tert, wäh­rend man eigent­lich an etwas ande­res denkt, kann es sein, dass sie irgend­wann trotz­dem funk­tio­nie­ren – doch lesen wir sie uns wirk­lich durch und den­ken wirk­lich dar­über nach, was wir da gera­de sagen, blei­ben sie uns auch eher im Kopf…und dann funk­tio­nie­ren sie viel­leicht schnel­ler.

Übri­gens gibt es auch noch eine wei­te­re kogni­ti­ve Ver­zer­rung namens Mere-Expo­sure-Effekt, die besagt, dass die wie­der­hol­te Wahr­neh­mung eines bestimm­ten Rei­zes auch dazu führt, dass man ihn ins­ge­samt posi­ti­ver bewer­tet. Auch die­sen Effekt macht man sich mit sol­chen Affir­ma­tio­nen mög­li­cher­wei­se zu Nut­ze – und er ist auch ein Grund dafür, sich wei­test­ge­hend mit Din­gen und Men­schen zu umge­ben, die einem gut­tun.

Kann­test du die­se Phä­no­me­ne schon? Hast du bereits Erfah­run­gen mit posi­ti­ven Affir­ma­tio­nen? Wovon wür­dest du dich denn ger­ne noch über­zeu­gen? 

http://www.empathie-lernen.de/affirmation-definition https://karrierebibel.de/affirmationen/ https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheitseffekt_und_Wahrheitsurteile https://www.drlaurendeville.com/affirmations-and-the-illusory-truth-effect/ https://en.wikipedia.org/wiki/Illusory_truth_effect https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/mere-exposure-effekt https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/wahrheitseffekt https://www.lajkonik-content.de/verkaufspsychologie/mere-exposure-effekt/
spot_img

Auch lesenswert

Intui­ti­ves Essen: Die 10 Prin­zi­pi­en

Hast du eine komplizierte Haltung zu Essen? Hast du es satt, Kalorien zu zählen und trotzdem nicht zufrieden mit deinem Körper zu sein? Vielleicht kann dir vielleicht dieser Beitrag dabei helfen, deine Beziehung zu Essen zu heilen und endlich Frieden mit deinem Körper zu schließen. Wir stellen dir das Konzept des intuitiven Essens sowie seine 10 Leitprinzipien vor.

Kai­zen: Die japa­ni­sche Phi­lo­so­phie für ein erfüll­te­res Leben

Kennst du den Begriff „Kaizen“ schon? Der Grundgedanke dieser japanischen...

Die­se Akti­vi­tä­ten schüt­ten Glücks­hor­mo­ne aus

In diesem Beitrag findest du ein paar im Alltag leicht umsetzbare Tipps, um die Produktion von sogenannten "Glückshormonen" in deinem Körper anzukurbeln und dich somit besser zu fühlen!

So kannst du dei­ne Moti­va­ti­on stei­gern

Hast du dich schon mal gefragt, warum du es oft nicht schaffst, motiviert zu bleiben – auch wenn du weißt, dass du etwas tun musst? Mit den Informationen in diesem Beitrag gelingt es dir vielleicht, endlich mal was daran zu ändern und mehr Motivation für alle möglichen Aufgaben in deinem Leben zu finden.

Durch „Tempt­a­ti­on Bund­ling“ gesun­de Gewohn­hei­ten attrak­ti­ver gestal­ten

In diesem Beitrag wird kurz zusammengefasst, was unter dem Begriff "Temptation Bundling" zu verstehen ist. Dies ist ein Konzept, dass im Bestseller-Buch "Atomic Habits" (Deutsch: "Die 1%-Methode") von James Clear vorgestellt wird und die hilfreich ist, wenn man gesunde Gewohnheiten in seinem Leben etablieren möchte.

War­um wir immer unter­schät­zen, wie lan­ge etwas dau­ern wird

Es steht mal wieder eine Deadline an und die Zeit wird knapp - wie immer, obwohl du dir jedes Mal vornimmst, besser zu planen und dir mehr Zeit zu lassen. Warum kriegst du das nie hin? Wir haben möglicherweise die Antwort - und ein paar Lösungen - für dich!
- Advertisement -spot_img