Kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen: Unbe­wuss­te Denk­feh­ler, die jeder Mensch hat

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Was sind kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen?

Schon mal etwas von kogni­ti­ven Ver­zer­run­gen gehört? Das sind men­ta­le oder gedank­li­che Vor­ein­ge­nom­men­hei­ten – Denk­mus­ter, die wir Men­schen (oft unbe­wusst) haben und die somit jeden Tag unser Han­deln, Wahr­neh­men, Den­ken, Inter­pre­tie­ren, Erin­nern und Urtei­len beein­flus­sen.

Sie die­nen eigent­lich dazu, uns sozu­sa­gen gedank­li­che Abkür­zun­gen im Gehirn zu ermög­li­chen – schnel­le Schluss­fol­ge­run­gen oder Ana­ly­sen anhand von begrenz­ten oder unvoll­stän­di­gen Infor­ma­tio­nen. Die­se Auto­ma­tis­men wer­den auch Heu­ris­ti­ken genannt.

Heu­ris­ti­ken sol­len es uns mög­lich machen, Situa­tio­nen schnell zu inter­pre­tie­ren und somit schnell Ent­schei­dun­gen tref­fen oder han­deln zu kön­nen. Ein bekann­tes Bei­spiel für eine Heu­ris­tik ist z. B. das Aus­schluss­ver­fah­ren.

Auch Ste­reo­ty­pi­sie­rung ist bei­spiels­wei­se eine Heu­ris­tik. Der Mensch kann unmög­lich alle Men­schen gedank­lich ver­ar­bei­ten und ein­schät­zen, die er in der Welt wahr­nimmt, weil es ein­fach zu vie­le sind – also sor­tiert der Kopf frem­de Men­schen in Grup­pen, um schnell ent­schei­den zu kön­nen, ob oder was er mit ihnen anfan­gen kann. An sich ist das ja eigent­lich ein hilf­rei­cher Pro­zess…

Das Pro­blem

Obwohl Heu­ris­ti­ken in vie­len Situa­tio­nen hilf­reich oder „gut genug“ sind, um uns in dem Moment wei­ter­zu­hel­fen, kann es auch vor­kom­men, dass sie schäd­lich sind – weil sie sich aus feh­ler­haf­ten, irra­tio­na­len oder heut­zu­ta­ge ein­fach nicht mehr zutref­fen­den kogni­ti­ven Ver­zer­run­gen (auch Bias genannt) ablei­ten. Man will z. B. eigent­lich kei­ne nega­ti­ven Ste­reo­ty­pe und Vor­ur­tei­le haben.

Man will kei­nen ande­ren Men­schen mit sei­nen kogni­ti­ven Ver­zer­run­gen wehtun…und auch sich selbst nicht, denn die­se Denk­feh­ler kön­nen uns selbst auch scha­den (und tun es regel­mä­ßig).

Viel­leicht hast du schon ein­mal etwas von dem Con­fir­ma­ti­on Bias oder auch Bestä­ti­gungs­feh­ler gehört – das ist die kogni­ti­ve Ver­zer­rung, die uns dazu bringt, Infor­ma­tio­nen so aus­zu­wäh­len oder zu inter­pre­tie­ren, dass unse­re bereits vor­han­de­ne Mei­nung bestä­tigt wird. Das sorgt manch­mal dafür, dass wir sehr eng­stir­nig sein kön­nen und für vie­les nicht offen sind (was für ande­re Men­schen aber auch uns selbst eigent­lich vor­teil­haft wäre). Und wir machen das nicht ein­mal mit Absicht!

Was man dage­gen tun kann

Da kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen mensch­lich sind und des­we­gen im Nor­mal­fall unbe­wusst in uns ablau­fen, kann es schwer sein, gegen sie anzu­kämp­fen. Doch ler­nen wir dar­über und machen wir sie uns bewusst, kön­nen wir ihnen ent­ge­gen­wir­ken.

Der ers­te Schritt ist es also, zu wis­sen, dass sie exis­tie­ren; sie dann zu recher­chie­ren und sich viel­leicht über bestimm­te, die beson­ders auf einen zutref­fen, näher zu infor­mie­ren. Ver­steht man, wie die­se Denk­ver­zer­run­gen ablau­fen, kann man sich bewusst dage­gen weh­ren, wenn sie einem auf­fal­len.

Ein Bei­spiel für eine kogni­ti­ve Ver­zer­rung, die vie­le von uns im All­tag plagt und uns Stress berei­tet, ist der Zei­gar­nik-Effekt – er hält uns davon ab, abends von der Arbeit abzu­schal­ten und uns effek­tiv aus­ru­hen zu kön­nen. Genaue­res dazu kannst du in die­sem Bei­trag lesen, um zu ver­ste­hen, was er ist und somit gegen ihn anzu­kämp­fen.

Eine wei­te­re Sache, die man neben dem Ver­ste­hen gegen kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen tun kann, ist sich bewusst Zeit für Inter­pre­ta­tio­nen, Ent­schei­dun­gen, Urtei­le usw. zu neh­men und sie – falls mög­lich – nicht über­stürzt oder dann, wenn man unter Stress oder Anspan­nung lei­det, zu tref­fen. Denn dann ist die Wahr­schein­lich­keit viel höher, dass die kogni­ti­ve Ver­zer­rung ein­greift, um einem die Ent­schei­dung zu erleich­tern. Doch nimmt man sich (wann immer mög­lich) Zeit, denkt in Ruhe nach und ent­schei­det nichts vor­ei­lig, nimmt man den kogni­ti­ven Ver­zer­run­gen ihre Not­wen­dig­keit und somit ihre Kraft.

Kennst du bereits wei­te­re kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen? Mit wel­chen hast du am meis­ten zu kämp­fen und hast du schon Stra­te­gien gefun­den, um sie zu über­win­den? Sag es uns doch ger­ne in den Kom­men­ta­ren – viel­leicht fin­den sich ande­re dar­in wie­der und freu­en sich über Tipps und Tricks, um sie zu bekämp­fen!

Ler­ne mehr über die­se kogni­ti­ven Ver­zer­run­gen:

Der Zei­gar­nik-Effekt

Der Nega­ti­vi­täts­bi­as

Der Wahr­heits­ef­fekt

Der Besitz­tums­ef­fekt

Decis­i­on Fatigue/Entscheidungsmüdigkeit

Der Pla­nungs­fehl­schluss und die Opti­mis­mus­ver­zer­rung

https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verzerrung https://de.wikipedia.org/wiki/Heuristik https://www.haufe.de/controlling/controllerpraxis/wann-fuer-entscheidungen-das-bauchgefuehl-nicht-ausreicht_112_522810.html https://www.onpulson.de/69457/heuristik/ https://www.hrtoday.ch/de/article/kognitive-verzerrungen-bias https://blog.hubspot.de/marketing/kognitive-verzerrung https://www.youtube.com/watch?v=h‑1icJainvo https://www.lernen.net/artikel/bias-kognitive-verzerrung-23275/
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