Weißt du schon, was progressive Muskelentspannung ist? Falls nicht, wird es vielleicht jetzt mal Zeit – vor allem, wenn du unter chronischer Anspannung oder Stress leidest. Auch bei Ängsten, Depressionen, Spannungskopfschmerzen, hohem Blutdruck und Schlafproblemen soll diese Übung wirksam sein!
Progressive Muskelentspannung (auch PMR, was für progressive muscle relaxation steht, genannt) ist sehr unkompliziert und daher eine gute Option, wenn man überfordert ist oder wenig Kapazitäten hat, etwas Neues zu lernen. Diese Entspannungstechnik hat man schnell drauf.
Ein weiterer Vorteil von dieser Entspannungstechnik im Vergleich zu anderen ist, dass man bei der progressiven Muskelentspannung nicht komplett still ist, sondern der Reihe nach Körperteile bewegt. Das ist also selbst für die Leute hilfreich, die nicht so lange ruhig sitzen wollen oder können, wie man es bei vielen Entspannungs- oder Meditationstechniken soll.
Hast du Lust, diese Technik mal auszuprobieren?
So funktioniert sie:
Es geht bei der progressiven Muskelentspannung darum, verschiedene Muskelgruppen der Reihe nach gezielt anzuspannen und dann wieder zu entspannen.
Am besten sitzt du dafür gemütlich irgendwo, wo es ruhig ist, um Störfaktoren zu vermeiden. Die Füße auf dem Boden abstellen. Dann arbeitest du deine Muskelgruppen der Reihe nach ab: Du spannst sie kurz an und hältst die Spannung einige Sekunden (ca. 5–7) lang. Dabei atmest du ein. Dann entspannst du dich wieder. Dafür nimmst du dir etwas länger Zeit (ca. 20 Sekunden). Du fokussierst dich dabei die ganze Zeit auf dein körperliches Empfinden.
Du kannst dabei diese Reihenfolge befolgen:
- Hände und Arme (zuerst rechts, dann links) – eine Faust machen, den ganzen Arm anspannen.
- Gesicht – Stirn runzeln, Augenbrauen zusammenkneifen, Lippen zusammenpressen, leicht auf die Zähne beißen.
- Nacken – Nacken über die Brust beugen (Vorsicht bei Nackenproblemen – ggf. anpassen oder weglassen).
- Schultern – Schultern hochziehen.
- Bauch und Rücken – Bauchmuskeln anziehen, Bauchnabel nach innen in Richtung Rücken ziehen.
- Po und Oberschenkel – Gesäßmuskeln zusammenpressen, Oberschenkelmuskulatur anspannen.
- Unterschenkel und Zehen (zuerst rechts, dann links) – Zehen hochziehen, die Ferse dabei fest gegen den Boden gedrückt halten.
Das kannst du alles zweimal wiederholen, wenn du die Zeit dafür hast.
Um die Übung abzuschließen, kannst du dann einfach langsam wieder im Hier und Jetzt ankommen. Strecke dich nach und nach, atme dabei tief durch, mache langsam die Augen auf (falls du sie geschlossen hattest), nehme die Entspannung in deinem Körper wahr und lasse dir einfach Zeit, bis du bereit bist, wieder aufzustehen.
Tipp:
Schaffst du es nicht, ganz abzuschalten oder sollten dir während der Übung stressige Gedanken kommen, lasse sie einfach zu. Versuche sie nicht auf Zwang zu verdrängen und bewerte sie nicht; lasse sie einfach existieren und dann werden sie schon von alleine wieder weiterziehen.
Warum funktioniert progressive Muskelentspannung?
Die Psyche und das körperliche Empfinden hängen sehr stark zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Psychische Anspannung wirkt sich auf den Körper aus und andersrum genauso – doch diesen Zusammenhang kann man eben auch nutzen. Schafft man es, (psychisch bedingte) Muskelspannung im Körper zu lösen und sich körperlich zu beruhigen, reduziert das auch die mentale Anspannung und Unruhe.
Der progressive (fortschreitende) Aspekt hat die Wirkung, dass der Körper nach und nach immer mehr zur Ruhe kommt; dein Puls und deine Atmung verlangsamen sich dabei automatisch und dein Blutdruck sinkt auch. Verspannungen lösen sich und die Entspannung breitet sich langsam immer weiter im gesamten Körper aus – und gleichzeitig auch in der Psyche.
Durch das bewusste Achten auf das körperliche Empfinden sowie den direkten, achtsamen Vergleich zu der Anspannung nimmst du die Entspannung außerdem stärker wahr.
Gut zu wissen:
Wie bei jeder Entspannungstechnik ist es auch bei der progressiven Muskelentspannung so, dass sie mit der Zeit wirksamer wird, da man sie stärker verinnerlicht und der Körper sie somit schneller abrufen kann. Dann wirkt sie auch schneller.
Außerdem soll sie auf Dauer insgesamt zu mehr Stressresistenz, emotionaler Belastbarkeit und Gelassenheit führen. Es ist also eine gute Idee, sie regelmäßig auszuführen (1–2 Mal täglich). Die positiven Effekte auf den Körper sind von Anfang an vorhanden, verstärken sich aber eben mit der Zeit, sodass man das Bestmögliche aus der Übung herausholen kann.
Probiere sie aus und überzeuge dich selbst!