Kai­zen: Die japa­ni­sche Phi­lo­so­phie für ein erfüll­te­res Leben

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Kennst du den Begriff „Kai­zen“ schon?

Der Grund­ge­dan­ke die­ser japa­ni­schen Lebens­phi­lo­so­phie besteht dar­aus, sein Leben nach und nach durch klei­ne und leicht umsetz­ba­re Schrit­te zu ver­än­dern – Schrit­te, die sich anhäu­fen und zu ins­ge­samt mehr Erfül­lung, Zufrie­den­heit und dem Errei­chen dei­ner Zie­le füh­ren.

Kai­zen beschäf­tigt sich also mit dem The­ma Gewohn­hei­ten – ein The­ma, das wir ger­ne behan­deln. Dies ist kein neu­er Gedan­ke, aber eine neue Per­spek­ti­ve und ein neu­er Ansatz, der viel­leicht genau der rich­ti­ge für dich ist, um end­lich all das zu ändern, das du ger­ne ändern wür­dest!

Die­se ist nur eine von vie­len japa­ni­schen Lebens­phi­lo­so­phien, die dein Leben posi­tiv beein­flus­sen kön­nen, wenn du dich dar­über infor­mierst und dich dar­auf ein­lässt! Wir stei­gen nun etwas tie­fer in das The­ma Kai­zen ein, mit der Hoff­nung, dass du dar­aus etwas für dich zie­hen kannst.

Der Kern­ge­dan­ke

Kai­zen basiert auf dem Gedan­ken, dass nach­hal­ti­ge und blei­ben­de Ver­än­de­run­gen Zeit brau­chen. Genau die­sen Gedan­ken haben wir schon anhand von den erfolg­rei­chen Büchern „The Power of Habit“ und „Ato­mic Habits“ bespro­chen – da scheint also was dran zu sein.

Das mag viel­leicht nicht das sein, was du hören woll­test, weil es kei­ne sofor­ti­ge Ver­än­de­rung bringt…doch du weißt bestimmt selbst, dass der Wunsch nach schnel­len Ergeb­nis­sen oft schei­tert. Zudem ist es viel­leicht auch befrei­end zu wis­sen, dass man nicht gleich alles auf ein­mal ange­hen muss – dass es sogar ziel­füh­ren­der ist, das nicht zu tun, und sei­ne Zie­le statt­des­sen kon­ti­nu­ier­lich mit­hil­fe von vie­len klei­nen Schrit­ten umzu­set­zen.

Das ist es, was hin­ter Kai­zen steckt – ein Begriff, der sich mit „Ver­än­de­rung zum Bes­se­ren“ über­set­zen lässt.

Wie fan­ge ich mit Kai­zen an?

Zunächst ein­mal musst du dir über­haupt bewusst wer­den, was und wel­che Gewohn­hei­ten du in dei­nem Leben ver­än­dern möch­test. Viel­leicht weißt du es schon und bist genau des­we­gen hier – das ist super, denn dann hast du den ers­ten Schritt schon geschafft!

Falls du es noch nicht weißt, aber unzu­frie­den bist, kannst du damit begin­nen, über dei­ne Gewohn­hei­ten zu reflek­tie­ren – inwie­fern sie dich erfül­len oder nicht, und ob wel­che von ihnen viel­leicht nicht mehr zu dei­nen Zie­len pas­sen (oder ihnen sogar scha­den).


Das kannst du bei­spiels­wei­se mit­hil­fe eines Bra­in­dum­pings machen, das du in Kate­go­rien dei­nes Lebens auf­tei­len kannst (Pri­vat, Gesund­heit, Arbeit, Bezie­hun­gen usw.). Schrei­be alles auf, was dir dazu in den Sinn kommt und ana­ly­sie­re es danach: Wel­che Aspek­te möch­test du ändern? Oder wovon möch­test du mehr in dei­nem Leben ein­bau­en; wel­che neu­en Gewohn­hei­ten möch­test du eta­blie­ren?

Lass dir bei die­ser Übung ger­ne Zeit und sei vor allem ehr­lich, auch wenn es dir zunächst schwer­fällt.

Wie mache ich dann wei­ter?

Jetzt kennst du dei­ne Zie­le – super! Was kommt als Nächs­tes?

Du nimmst sie in Angriff – und zwar mit­hil­fe von den klei­nen, aber wir­kungs­vol­len Ver­än­de­run­gen, die wir vor­hin ange­ris­sen haben.

Wenn du ver­suchst, von den einen auf den ande­ren Tag dein gan­zes Leben zu ver­än­dern, kommt dir das unmög­lich und über­for­dernd vor und du wirst höchst­wahr­schein­lich nicht am Ball blei­ben. Kai­zen ver­langt nur, dass du mini­ma­le Ver­än­de­run­gen ein­führst, die so klein sind, dass sie auf jeden Fall mach­bar sind, ohne dich zu sehr anzu­stren­gen.

Bei­spiel

Du willst auf­hö­ren, tie­ri­sche Pro­duk­te zu essen? Super. Nimm es dir erst­mal nur für einen Tag in der Woche (oder sogar nur eine Mahl­zeit!) vor, anstatt sofort auf kom­plet­ten Vega­nis­mus umzu­stei­gen, wenn er für dich unge­wohnt ist. Du kannst es für dich auch so for­mu­lie­ren, dass du ein neu­es vega­nes oder vege­ta­ri­sches Gericht in der Woche ein­füh­ren willst (anstatt dir zu sagen, dass du ein fleisch­hal­ti­ges weg­las­sen musst – dann fühlt es sich auch weni­ger wie Ver­zicht an).

Du wirst sehen, dass es ohne gro­ße Mühe mach­bar ist, und kannst die Anzahl an vege­ta­ri­schen (und dann vega­nen) Gerich­ten nach und nach erhöhen…und irgend­wann hast du es geschafft, dei­ne Ernäh­rung kom­plett umzu­stel­len, ohne dass es dir wie so ein rie­si­ger Umschwung vor­kam – und mit guter Lau­ne, weil du zufrie­den mit dei­nem Fort­schritt bist.

Hilf­rei­che Tipps bei Kai­zen

Pas­se dei­ne Zie­le jeder­zeit an

Kai­zen soll dir hel­fen und nicht scha­den – merkst du also, dass du dir viel­leicht doch zu gro­ße Teil­schrit­te oder unter­ge­ord­ne­te Zie­le auf dem Weg zum gro­ßen vor­ge­nom­men hast, dür­fen die­se jeder­zeit ange­passt wer­den. Das ist kein Schei­tern – im Gegen­teil, du erleich­terst dir die Ver­än­de­run­gen, indem du sie für dich erreich­bar machst.

Bei­spie­le

Wenn es dir z. B. schwer­fällt, ein kom­plett vega­nes Gericht zu kochen, dann erset­ze erst­mal nur eine Zutat (z. B. pflanz­li­che Sah­ne statt „nor­ma­ler“) und tas­te dich so lang­sam ran.

Möch­test du mit Jour­na­ling anfan­gen und hast dir schon im Rah­men des Kai­zen vor­ge­nom­men, jeden Tag 5 Minu­ten lang zu schrei­ben, du damit aber zu Beginn doch Schwie­rig­kei­ten hast, dann redu­zie­re dein täg­li­ches Ziel doch erst­mal auf nur 1 oder 2 Minu­ten. Das ist in jedem Fall bes­ser als gar nichts und ein wich­ti­ger Schritt!

Reflek­tie­re zwi­schen­durch immer mal wie­der und über­le­ge dir, ob dei­ne klei­nen Schrit­te dich wei­ter­brin­gen. Es geht eben um Nach­hal­tig­keit und nicht um Schnel­lig­keit.

Doku­men­tie­re dei­nen Fort­schritt

Gera­de beim The­ma reflek­tie­ren: das kannst du schrift­lich sehr gut machen. Wenn du dei­nen Fort­schritt doku­men­tierst und regel­mä­ßig dar­auf zurück­blickst, kann es dir hel­fen, zu erken­nen, was du viel­leicht noch ändern möch­test – und zudem kann es dich wei­ter moti­vie­ren, weil du siehst, was du alles schon erreicht hast und wo du nun im Ver­gleich zum Anfang bist.

Das kannst du ganz struk­tu­riert mit einer Jour­na­ling-Metho­de ange­hen, kannst es aber auch ganz ent­spannt und ohne Druck schrift­lich oder digi­tal ange­hen, damit du dich nicht auch noch damit über­for­derst. Pro­bier dich aus und fin­de her­aus, was dir hilft und dir leicht fällt.

Sei nett zu dir

Gehe wohl­wol­lend mit dir selbst um und mache dich nicht dafür run­ter, wenn du ab und zu mal trotz allem nicht am Ball bleibst. Manch­mal kommt etwas dazwi­schen, die Umstän­de machen nicht mit, man ver­gisst ein­fach mal etwas oder hat kei­ne Kraft dafür. Das ist mensch­lich. Ver­än­de­run­gen sind schwer.

Erin­ne­re dich dar­an, dass es nor­mal ist, und ver­zeih es dir, wenn du mal an etwas „schei­terst“. Eigent­lich gibt es auch gar nichts zu ver­zei­hen! Du kannst ein­fach wie­der auf­ste­hen und wei­ter­ma­chen – oder dei­ne Zie­le noch wei­ter anpas­sen oder ändern, sodass du sie schaffst.

Ver­su­che auch, die „Alles oder nichts“-Mentalität abzu­le­gen. Ange­nom­men, du bist inzwi­schen so weit, dass du jeden Tag eine hal­be Stun­de jog­gen gehst – und am Anfang war es nur ein fünf­mi­nü­ti­ger Spa­zier­gang. Das ist super – doch wenn du es mal nicht schaffst, kannst du auch immer auf einen frü­he­ren Schritt (wie eben den fünf­mi­nü­ti­gen Spa­zier­gang) zurück­grei­fen. Das ist auch bes­ser als nichts und hilft dir, dran­zu­blei­ben.

Wich­tig ist eben ein­fach, dich von Druck und über­trie­be­nen Erwar­tun­gen zu lösen. Du hast Zeit und musst dich nicht stres­sen.

Du willst dein Leben posi­tiv ver­än­dern und dich gut füh­len – und die­ser Wan­del ist wich­ti­ger als irgend­ein Ziel. Du musst dich nicht auf Ergeb­nis­se ver­stei­fen. Die pas­sie­ren dann von selbst.

War­um funk­tio­niert Kai­zen?

Gewohn­hei­ten eta­blie­ren sich oft, weil es eine sofor­ti­ge Beloh­nung dafür gibt. Du isst bei­spiels­wei­se sehr oft Süßig­kei­ten oder fet­ti­ges Essen, weil du den süßen Geschmack genießt, obwohl es dir auf Dau­er viel­leicht scha­det. Das ist mensch­lich, weil unse­re Vor­fah­ren so etwas wie lang­fris­ti­ge Zie­le nicht hat­ten. Es ging nur dar­um, zu über­le­ben, und dafür war nur (um beim Bei­spiel zu blei­ben) die sofor­ti­ge Wir­kung vom Essen (Ener­gie, Kraft, Wär­me usw.) not­wen­dig.

Lang­fris­ti­ge Zie­le wie kör­per­li­che Fit­ness geben uns kei­ne sofor­ti­ge Beloh­nung, was uns demo­ti­viert. Kai­zen erfor­dert nur so klei­ne Ver­än­de­run­gen, dass wir sie trotz­dem machen – weil sie nicht so viel Ener­gie in Anspruch neh­men. Danach sind wir stolz auf uns und die­ses klei­ne Erfolgs­er­leb­nis ist dann doch wie­der eine Art Beloh­nung, die uns wei­ter moti­viert. Und so geht das immer wei­ter – und irgend­wann errei­chen wir unser Ziel.

Es geht um den kon­ti­nu­ier­li­chen, nach­hal­ti­gen und vor allem stress­frei­en Wan­del, der dich erfüllt und moti­viert. Und du schaffst ihn ohne gro­ße Mühen. Du musst nur offen dafür sein!

Har­vey, Sarah (2019): Kai­zen.
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